Foto: MissMonday |
Es ist Nacht
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
(Christian Morgenstern)
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Freudvoll
Und leidvoll
Gedankenvoll sein;
Hangen
Und bangen
In schwebender Pein;
Himmelhochjauchzend,
Zu Tode betrübt,
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt!
(Goethe)
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Wo hast Du all die Schönheit hergenommen,
Du Liebesangesicht, Du Wohlgestalt?!
Um Dich ist alle Welt zu kurz gekommen!
Weil Du die Jugend hast, wird alles alt,
weil Du das Leben hast, muss alles sterben,
weil Du die Kraft hast, ist die Welt kein Hort,
weil Du vollkommen bist, ist sie ein Scherben,
weil Du der Himmel bist, gibt's keinen dort!
(Ricarda Huch)
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Wenn wir uns ansehn,
Blühn unsere Augen.
Und wie wir staunen
Vor unseren Wundern - nicht?
Und alles wird so süß.
Von Sternen sind wir eingerahmt
Und flüchten aus der Welt.
Ich glaube wir sind Engel.
(Else Lasker-Schüler)
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Saget Steine mir an, o sprecht ihr hohen Paläste
Straßen redet ein Wort! Genius rührst du dich nicht?
Ja es ist alles beseelt in deinen heiligen Mauern,
Ewige Roma nur mir schweiget noch alles so still.
O wer flüstert mir zu an welchem Fenster erblick ich
Einst das holde Geschöpf das mich verseng' und erquick'?
Ahnd' ich die Wege noch nicht durch die ich immer und immer
Zu ihr und von ihr zu gehn wandlend ihr opfre die Zeit.
Noch betracht ich Paläst' und Kirchen, Ruinen und Säulen
Wie ein bedächtiger Mann der eine Reise benutzt.
Doch bald ist es vorbei, dann wird ein einziger Tempel,
Amors Tempel nur sein der den Geweihten empfängt.
Zwar du bist die Welt, o Rom, doch ohne die Liebe
Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.
(Johann Wolfgang von Goethe)
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